Wissenschaftliche Sammlungen

Lautarchiv

Rarasammlung

Elementarwerk Tab. 52

Tafel LII aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Einige Tugenden des männlichen und weiblichen Geschlechts."
Oben links: "Der geschäftige Mann in seinem Laden". Oben rechts: "Derselbe auf der Reise in der Verteidigung gegen zwei Straßenräuber." Unten links: "Die fleißige Hausfrau unter ihren wohlerzogenen und beschäftigten Kindern, die dem Nachbarn (der sich gesetzt hat) abschlägt, in Abwesenheit ihres Mannes, mit ihm in die Komödie zu gehen." Unten rechts: "Die Frau, welche durch ihre Freundlichkeit die verdrießliche Laune ihres Ehefreundes überwindet."
"Der Mann ist in der Jugend mehr unterrichtet, stärker und seltener kränklich und geht mit mehr Personen um als das Weib. Das ist die Ursache, warum man von jenem mehr Klugheit in Geschäften mit Fremden, weniger Scheu vor schwerer Arbeit und größeren Mut erwartet als von dem Weib, welches seine Ehre und Glückseligkeit vornehmlich durch Schamhaftigkeit, durch die Besorgung des Hauswesens und durch ein beständiges freundliches und sanftmütiges Wesen befördert."
Ein Muster männnlicher Überlegenheit ist der "weltkluge, geschäftige und mutige Kaufmann, hier ein Tuchhändler, "Sophron" genannt (vermutl. nach dem griechischen sophron = besonnen, weise), der im Begriff steht, schwarzes Tuch zu verkaufen, nach dem sein Kunde in großen Mengen verlangt; "[...] der kluge Sophron erhöhte den Preis übergewöhnlich, weil er aus der Zeitung vernommen hatte, dass vermutlich bald tiefe und allgemeine Trauer im Lande sein würde". Mit Fleiß, Mut und Geschäftstüchtigkeit hat er sich das Glück erworben, "seiner Familie aufzuhelfen und anderen Menschen Gutes zu tun". Der Koffer links deutet auf die Ereignisse hin, die im Bildfeld oben rechts im Rückblick geschildert werden; der Kaufmann ist von einer gefahrvollen, winterlichen Reise zurückgekehrt: "Zwei Räuber überfielen die Postkutsche, der Kaufmann Sophron aber bewies seinen Mut und schlägt die Schurken mit einem Pistolenschuss in die Flucht." Im Bildfeld unten links sieht man sein "schönes, ehrbares, haushälterisches Weib Sophronia" inmitten ihrer teils lesenden teils arbeitenden (Näh-und Strickarbeiten) Kinder. Sie selbst näht und "unterrichtet dieselben". "Der junge Mann [...] ist ein Nachbar, der sie in Abwesenheit ihres Mannes bat, mit ihr ins Schauspiel zu fahren, welches sie aber auf die bescheidenste Art abschlug, indem sie sich auch vor der bloßen Meinung einer zu großen Vertraulichkeit mit fremden Männern scheute." Im vierten Bildfeld unten rechts ist eine Versöhnungszene nach einer Mißhelligkeit dargestellt, dank der Freundlichkeit Sophronias ihrem "Ehefreund" gegenüber. Von seiner Reise zurückkehrend erfuhr Sophron am Stadttor, dass am selben Abend fünf Durchreisende bewirtet werden müssten, eine Notwendigkeit, da die Reisenden in einer (geschäftlichen) Sache dienlich sein könnten. Mit dieser "verdrießlichen Nachricht" kommt Sophron in der Küche und legt seiner Frau in "scheinbarer Kaltsinnigkeit" die Situation dar. Sie äußert Bedenken, wie die Bewirtung zu bewerkstelligen sei, und seine Laune wird noch verdrießlicher. Das Bild zeigt die Versöhnung: Sophronia streichelt ihren Gatten und sagt: "Gib dich nur zufrieden, mein Einziger [...] nun weiß ich es schon; wir Weiber können uns nicht so schnell in unvermutete Zufälle schicken als ihr Männer [...]." Dieses Paar, so Basedow, lebt sehr glücklich, weil ein jedes von ihnen die Vorzüge seiner Geschlechts erworben hat.
Legenden von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 28; Beschreibung: Bd. 1, S. 196-198: Von den Geschlechtern (Zweites Buch: Von Mancherlei, besonders von dem Menschen und der Seele).

© Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23270
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Einige Tugenden des männlichen und weiblichen Geschlechtes
Datierung 1773
Hersteller Daniel Chodowiecki (Zeichner) Johann Friedrich oder Johann David Schleuen (Radierer)
Beschriftung a) 52 [hss. mit Bleistift] b) D. Chodowiecki del. [gedr.] c) Tab: LII [gedr.] d) Schleuen sc. [gedr.] e) Universitäts-Bibliothek Berlin [Stempel]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildrand u.l. c) Bildrand u.M. d) Bildrand u.r. e) Rückseite
Format Karton 19,8 cm x 25,5 cm; Platte 18,7 cm x 24,4 cm; Bild 16,8 cm x 22,2 cm

Verschlagwortung