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Elementarwerk Tab. 79

Tafel LXXIX aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Historische Vorstellungen. Fortsetzung"
Oben links: "Isaacs verhinderte Aufopferung." Oben rechts: "Der Tempel Salomonis, nach Angabe der Bibel. Außer dem Tempel das eherne Meer, und die zehn Gestühle mit Rädern und Kessel. Es wird Opfervieh herbeigeführt. Ein Teil des Gebäudes umschließt von allen Seiten der Vorhof." Unten links: "Christus trägt sein Kreuz auf dem Rücken. Neben ihm gehen mitleidige Weiber, und ein Henkersknecht. Hinten und auf der Seite Zuschauer." Unten rechts: "Jerusalemer Brandstätte. Römische Soldaten binden und schlagen die Juden, deren einige tot sind."
Die Tafel dient zur Gliederung der jüdischen Geschichte in vier Perioden, die vier herausragende Begebenheiten einleiten bzw. abschließen Die Geschichte der Juden von Adam bis zur zweiten Tempelzerstörung währt ca. 4000 Jahre, wie heute noch angenommen wird. "Ungefähr in der Hälfte derselben", so Basedow, " lebte Abraham", der von Gott auf die Probe gestellt wird, indem er von Abraham die Opferung seines Sohnes Isaak fordert (1 Mose 22). Diese Szene (oben links) kann sich nach heutiger Kenntnis im 19. Jahrhundert vor Chr. zugetragen haben (und stimmt darin mit Basedows Datierung ungefähr überein). Durch eine Offenbarung, so Basedow, wurde Abraham "gewarnt, die Tat zu vollführen" - vermutl. die rationalistische Sicht des Deisten. Vom Engel des Herrn, der das Opfer verbietet ("Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts"), ist weder die Rede noch erscheint er im Bild (obleich er auf das in der Malerei beliebte Motiv der Opferung hinweist, das immer mit Engel dargestellt wurde ).
Den Bau des ersten festen Tempels durch König Salomo gibt Basedow "ungefähr 1000 Jahre nach Abraham" an, eine Datierung, die sich mit heutigen Berechnungen weitgehend deckt. Das Bild (oben rechts) zeigt den Tempel vermutlich nach den Beschreibungen im A.T. Nach 1 Kön. 5-7 war der auf dem Berg Moria in Jerusalem errichtete steinerne Bau 60 Ellen lang, 20 Ellen breit und 30 Ellen hoch, an drei Seiten mit Seitenzimmern umgeben, welche, in drei Stockwerken übereinander, zur Bewahrung der Schätze und Gerätschaften des Tempels dienten, an der vorderen Seite aber mit einer 10 Ellen breiten Vorhalle geziert, welche von zwei bronzenen Säulen, Iachin und Boas ("Festigkeit und Stärke"), getragen wurde, ein Bauelement, das die Darstellung nicht zeigt. Bei den von Wolke als "ehernes Meer" und "zehn Gestühle mit Rädern und Kessel" bezeichneten Gegenständen im Hof des Tempels handelt es sich um die in 1 Kön. 7 beschriebenen "heiligen Geräte", die König Salomon von dem Kupferschmied Hiram aus Tyris für den Tempel fertigen ließ. Das "eherne Meer" ist ein Kessel (zur Reinigung) aus Kupfer, "5 Ellen hoch" und "eine Schnur von dreißig Ellen [...] ringsherum". Er stand "auf zwölf [kupfernen] Rindern, von denen drei nach Norden gewandt waren, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten", "es gingen zweitausend Eimer [Wasser?] hinein". Hiram stellte außerdem "zehn Gestelle aus Kupfer" her. [...]Und jedes Gestell hatte vier kupferne Räder mit kupfernen Achsen", "alle von einem Guß, einem Maß und einer Gestalt [...], daß vierzig Eimer in einen Kessel gingen [...]. Und er stellte fünf Gestelle an die rechte Seite des Hauses und die andern fünf an die linke Seite; aber das Meer stellte er rechts vor das Haus nach Süden hin." Der Tempel wurde zu Beginn der babylonischen Gefangenschaft 586 v. Chr. durch König Nebukadnezar II. zerstört. Die Darstellung der Passion Christi im unteren Bildfeld links soll vermutl. die jüdische Herkunft Jesu in Erinnerung rufen. Das Bildfeld unten rechts zeigt die Zerstörung Jerusalems "40 Jahre nach Jesu Tod", also im Jahre 70 n. Chr. Mit der zweiten im jüdisch-römischen Krieg erfolgten Zerstörung des Tempels und ganz Jerusalems durch römische Truppen unter der Führung des nachmaligen Kaisers Titus endet die Geschichte des Königreichs Judäa und beginnt für das jüdische Volk die Galuth (Zertreuung und Exil). Der Name Jerusalem wird von den Römern durch "Aelia Capitolina" ersetzt, Israel in "Palästina" umbenannt.
Legende von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 31; Beschreibung: Bd. 2, S. 232-233 (Siebtes Buch: Die Elemente der Geschichtskunde)

© Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23349
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Historische Vorstellungen
Datierung 1774
Beschriftung a) 79 [hs. mit Bleistift] b) TAB. LXXIX. [gedr.] c) Universitäts-Bibliothek Berlin [Stempel]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildrand u.M. c) Rückseite
Format Karton 19,7cm x 25.6cm; Platte 19cm x 23,5cm; Bild 17,4cm x 22,5cm

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