Wissenschaftliche Sammlungen

Lautarchiv

Sammlung des Winckelmann-Instituts

Alabastron, korinthisch, Ansicht 5

Das Salbgefäß ist wie ein Tropfen geformt, bis auf den Rand, dessen Funktion es ist, das Öl auftragen zu können. Ein kleiner Henkel dient für ein Armband, um das Fläschchen als Frau bei sich haben zu können. Die Bemalung ist mit Malschlicker hervorgehoben. Zu erkennen sind zwei breite Linien mit aufgesetztem rotfigurigen Strich und fünf weitere gemalte Linien. Zwischen den Linienbündeln ist je eine Reihe von Punkten, im Halsbereich sind es hingegen Tropfen (Duktus). Konzentrische Kreise schmücken den Bereich der Öffnung (ein Kreis hebt sich ebenfalls rötlich ab). es handelt sich um hellen, feingemagerten Ton.
- Alex Kreisel (A.K.)

Bei diesem vollständig gut erhaltenem Gefäß handelt es sich um ein schlankes, gestrecktes, fußloses Salbölgefäß, das sogenannte Alabastron, ein Gefäß orientalischen Ursprungs. Im oberen Bereich besitzt das Alabastron eine Art Henkel mit Loch, der vom Hals bis zur kantigen Gefäßlippe ragt, einer Öse. Durch diese Öse konnte eine Schnur gezogen werden, um das Tragen am Körper zu gewährleisten. Seit dem 7. Jh. v. Chr. wurde das Alabastron in Korinth nachgeahmt. Im letzten Viertel des 7. Jh. v. Chr. stieg die Produktion sprunghaft an und das Gefäß wurde bezeichnend für diese Stilepoche. Da ab dem 8. Jh. v. Chr. rege Handelsbeziehungen zwischen Korinth und Italien bestanden, wurde eine Vielzahl der beliebten Gefäße exportiert. Das könnte ein Beleg für den italischen Fundort Nola sein. Das Alabastron beinhaltete duftendes Salböl, das mit einem Stäbchen entnommen wurde und war überaus kostbar. Das Gefäß könnte als ein Trabant der Göttin Aphrodite bezeichnet werden, da das Salböl in dem Bereich der Göttin anzusiedeln ist. Die Ware wurde aus hart gebranntem Ton hergestellt und besitzt einen leicht braunen, ockerfarbenen Grundton (Munsell 7,5 YR 6/6). Bei den braunen bis schwarzen Bemalungsresten (Munsell 5 YR 3/4; 7,5 YR 4/3; 7,5 YR 2,5/1) handelt es sich um ein konkretes Muster. Das Alabastron besitz ein Dekor, das in einem System von breiten und dünnen Horizontallinien, getrennt von zwei Punktreihen, angelegt ist. Das unterste Horizontalband (Munsell 5 YR 3/3) ist ein dickes Band (1 cm), das mitten einen Streifen (0,3 – 0,4 cm) mit dunkelbraunem glänzendem Überzug besitzt (Munsell 7,5 YR 2,5/3). Darüber befindet sich eine Punktreihe, die von drei dünnen Horizontalstreifen (jeweils ca. 0,2 cm) und wieder einer Punktreihe abgelöst wird. Danach folgt ein dickes Horizontalband mit glänzend mittigem Streifen. Über dem oberen Horizontalband und unterhalb der Öse (Schulter-Hals-Bereich) befinden sich langgezogene Farbkleckse, die nicht einheitlich sind. Der Rand des Gefäßes, mit runder Öffnung, weist Spuren von ebenfalls braunen Malresten auf. Diese positionieren sich in Form von Kreisen um die Öffnung. Das Dekor wurde grob, ja fast skizzenhaft mit dem braun-schwarzen Malschlicker aufgetragen. Diese lockere Malweise der spätkorinthischen Phase, löste den Miniaturstil der mittelkorinthischen Zeit (690 – 650 v. Chr.) ab. Dieses Alabastron zeigt eine ästhetisch geschickte Auswertung und Wölbung für die dekorative Gesamtwirkung.
- Kathleen Sichelschmidt (K.S.)

Kommentar: Inventur Jan. 1976 vorhanden, Kartei U. Kästner: F 1209, 22.11.1962 v. Museum an Uni Zürich (Rückgabe bis 65‘)

© Humboldt-Universität zu Berlin, Winckelmann-Institut, Felicia Kant

Detailangaben

Eintragstyp Sekundärobjekte
ID 57735
Inventar-Nr. D 707
Dokumentation - Lexikon der Antike, (Leipzig 1977), S. 23 + Abb. - Schiering, Die griechischen Tongefäße (1985), S. 50 (Beispiel ohne Öse), S. 53 (Beschreibung des korinthischen Alabastrons), S. 140 (allgemeine Beschreibung) - Erika Simon, Die griechischen Vasen (1981), Abb. 26/VIII - D.A. Amyx, Corinthian Vase-Painting Of The Archaic Period, III (1988), Taf. 17: 2,3,4; Taf. 34: 35; Taf. 43: 3,4
Sachtitel Alabastron, korinthisch
Datierung A.K.: 640/630 v. Chr. K.S.: spät-protokorinthisch, 650 – 620 v. Chr.
Herkunft Leihgabe des königlichen Museums
Beschriftung D 707 AK. 318 [handschriftlich mit schwarzer Tinte]
Beschriftungsort Außenseite, Boden
Format Rand: 3,1 cm, Höhe: 9,1 cm, Bauch: 4,7 cm, Hals: 1,5 cm

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