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Rarasammlung

Elementarwerk Tab. 86

Tafel LXXXVI aus der "Kupfersammlung zu J.B. Basedows Elementarwerk": "Geschicklichkeit der Tiere".
Oben links: "Ein Affe auf dem Seile balancierend. Ein anderer, der exerziert. Der Tanzbär mit dem Maulkorb." Oben rechts: "Das totscheinende Pferd. Ein anderes im Sprunge durch Reifen. Ein Hund, der seinen Kameraden auf der Karre schiebt. Ein anderer, welcher (auf den Hinterfüßen) tanzt." Unten links: "Ein Hund auf dem Ratzenfange. Zwei andere, sich vereinigend, eine Katze zu fangen." Unten rechts: "Der Kanarienvogel, ein Konstabel. Die Taube, eine Briefträgerin. Ein Stieglitz, seinen Fresskasten ziehend. Das Nest eines Pendolino, wie eine Korbflasche mit zwei Hälsen."
Nach Basedow sind Tiere vernunftlose Wesen, er spricht ihnen aber eine Art Seele und gewisse Verstandesfähigkeiten zu: "Aber sonder Zweifel fehlt dem menschlichen Verstande [...] etwas was der tierische hat, und da in dem tierischen vieles sein kann, was wir nicht wissen, weil sie nicht reden, und weil sie vieles vornehmen, was wir nicht verstehen, so können wir leicht irren, wenn wir ihnen dieses oder jenes Vermögen absprechen." Zu den Kunsstücken des Affen und Bären oben links: Der Affe auf dem Seil tanzt, einer Balancierstange in den Vorderpfoten haltend, (vor- und rückwärts) und balanciert zugleich im Maul eine Stange mit Querstöcken, auf denen Kerzen brennen. Derselbe exerziert danach mit Gewehr nach dem Kommando seines Herrn. Der Braunbär kann außer tanzen "Schildwache stehen, kobolten, in den Baum klettern und wie ein Sack Mehl wieder herunterfallen." Zur Geschicklichkeit von Pferden oben rechts bemerkt Basedow: "Pferde können lernen, mit dem Kopf zu nicken oder zu schütteln, einen Vorderfuß zu heben usw., dabei verstehen sie aber, wenn sie beispielsweise auf die Frage "Willst du Hafer" nicken, die Verbindung zwischen Wort und Sache nicht." Zur Geschicklichkeit von Hunden unten links: "Ein Hund hat in einem Rohr Katzen aufgestöbert, doch sie sind aus der anderen Öffnung entwischt. Aus dieser wiederholten Erfahrung wird er klug und tut sich mit einem anderen Hund zusammen, der, von der Katze ungesehen, die andere Öffnung bewacht und bellt. Auf diese Weise konnte keine [Katze] den beiden Hunden mehr entgehen." Basedow will diese Szene wie auch folgende selbst beobachtet haben. Sein Hund erlernte das Fangen von Ratzen (Ratten), die im Schlammwasser eines Grabens lebten und seinen Nachstellungen zunächst entkamen. Die Ratten hatten aber die Gewohnheit, "durch eine krumme, einem halben Zirkel ähnliche Linie [...] zu ihrem gewohnten Rande zurückzukehren. [...] Ich lockte also meinen Hund an die Stelle, wo diese Linie zu Ende laufen musste. Die Ratze kam hervor, und er erwischte sie. Nun wusste er dieses auf immer." Zur Geschicklichkeit der Vögel: (Getäubten) Kanarienvögel können lernen, "in ihren Schnabel eine brennende Lunte zu nehmen und eine kleine Kanone abzufeuern, ohne durch das Feuer von der Wiederholung abgeschreckt zu werden". Nach Mayers Conversationslexikon von 1844 können solche "kleinen Künste" auch Stieglitze, die Futter und Wasser zu sich heranziehen wie in Chodowieckis Bild gezeigt, wo ein Vogel "seinen tiefhängenden Eimer oder seinen Fresskasten mit den Pfoten und dem Schnabel aufwindet und so lange hält, bis er gefressen oder gesoffen hat". Neben der Fähigkeit der Taube, "schnell eine Nachricht in einem Briefchen zu überbringen", wird auch die Geschicklichkeit beim Nestbau behandelt: Auf einer Schautafel sieht man ein Nest in Gestalt einer hängenden Korbflasche, vermutlich erbaut von einem Webervogelpaar. "An einer der schmalen Seiten geht eine durchleuchtige Röhre (a b) herunter, die unten (b) eine solche Öffnung hat, dass nur einer der beiden Vögel dadurch zu oder aus dem inneren kleinen Nest (n) kommen kann."
Legenden von C.H. Wolke in: Fritzsch 1909, Bd. 3, S. 33; Beschreibung: Bd. 2, S. 293-297 (Achtes Buch: Die Naturkunde)

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Detailangaben

Eintragstyp Bilddokumente
ID 23342
Inventar-Nr. Nh 67690
Sachtitel Geschicklichkeit der Tiere
Datierung 1774
Hersteller Daniel oder Gottfried Chodowiecki
Beschriftung a) 86 [hs. mit Bleistift] b) TAB. LXXXVI [gedr.] c) Chodowiecki fis [?] [gedr.] d) Universitäts-Bibliothek Berlin [gedr.]
Beschriftungsort a) Kartonrand o.r. b) Bildrand u.M. c) Bildrand u.r. d) Rückseite
Format Karton 19,8 x 25,5; Platte 18,5 x 23,5; Bild 16,1 x 22,3

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