Wissenschaftliche Sammlungen

Lautarchiv

Praktiken des Hörens: Historizität, Reflexivität, Positionalität

Praktiken des Hörens: Historizität, Reflexivität, Positionalität

Irene Hilden

Wintersemester 2019/20

Dem wichtigen Vertreter und Wegbereiter der Sound Studies Jonathan Sterne zufolge stellen Historizität, Reflexivität und Positionalität drei tragende Säulen in der Erforschung von Sound und Praktiken des Hörens dar (Sterne 2012). Auf dieser Grundlage widmet sich das Seminar historischen Tonerzeugnissen, damit verbundenen technischen wie medialen Praktiken und Fragen der Wissensproduktion in Vergangenheit und Gegenwart. Ausgangspunkt und Materialbasis bilden die Bestände des Berliner Lautarchivs, welches Tonobjekte versammelt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu wissenschaftlichen Zwecken aufgezeichnet wurden. Welche Auffassungen von Wissenschaft und Forschung, Objektivität und Moderne liegen den Tonaufnahmen zugrunde, die uns heute in digitaler Form zur Verfügung stehen? Besonderes Augenmerk wird auf akustische Zeugnisse kolonialisierter Subjekte gelegt, die bisher einer doppelten Marginalisierung unterliegen. Einerseits bleiben die aufgenommenen Individuen und ihre Tonspuren durch fehlende Übersetzungen und mangelnde Sprachexpertisen unberücksichtigt; andererseits scheint akustischen Materialien in historiographischen wie kulturwissenschaftlichen Forschungen nach wie vor ein anderer Status als visuellen und schriftlichen Quellen zuzukommen.

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